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POLEN
Warschau Unternehmensinstitut (WEI)
wei.org.pl/en/about-us/
Das Berufsbildungssystem (VET) in Polen steht auf soliden rechtlichen Säulen. Es bedarf
keiner großen legislativen Revolution, um seinen Zustand zu verbessern. Pünktliche, aber
entschlossene Maßnahmen, die auf die Lösung genau diagnostizierter Probleme der
Berufsbildung abzielen, reichen aus. Die Ergreifung von Korrekturmaßnahmen ist sicherlich
eine große Herausforderung, da diese meist nicht so sehr den formalen und
verfahrenstechnischen Bereich betreffen, sondern die Organisation und die Schaffung
guter Praxis.
Das WEI hat Empfehlungen zu Veränderungen in der Berufsbildung vorgelegt:
- Stärkung der Wirksamkeit der Reform des Berufsbildungssystems, unter anderem durch die
Einbeziehung der Eltern, die in die Berufspädagogik einbezogen werden sollten
- Einführung eines Berufsberatungssystems, das eine Diagnose der Stärken, Schwächen und
Neigungen eines Schülers und damit die Wahl eines geeigneten Berufsweges ermöglicht
- Schaffung von Vertriebskanälen für Informationen über berufliche Bildungswege, mögliche
Stufen der Hochschulbildung und den Arbeitsmarkt in der Region
- Einführung von Mechanismen der Zusammenarbeit zwischen Unternehmern und
berufsbildenden Schulen auf lokaler Ebene, um die Qualität der Ausbildung und die Situation
der Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern
- Erwerb von praktischen Zusatzausbildungen durch Berufsberater und Lehrer für berufliche
Fächer auf der Grundlage bewährter Verfahren und unter Beteiligung von Unternehmern
- Einführung eines Subventionssystems für Lehrbücher für die berufliche Bildung
- Einrichtung eines Systems, das die Art der Schulen und Studiengänge in jeder Region an den
tatsächlichen Bedarf des regionalen Arbeitsmarktes anpasst
Ministerium für Bildung und Wissenschaft
www.gov.pl/web/edukacja-i-nauka/szkolnictwo-branzowe
Ab 2019 wurden zahlreiche Änderungen in der Berufsbildung eingeführt, um die Ausbildung näher
an den Arbeitsmarkt heranzuführen und besser auf die Bedürfnisse der Arbeitgeber einzugehen.
Wie das polnische Bildungsministerium berichtet, haben seit 2019 rund 1,5 Millionen Schüler in
weiterführenden Schulen - allgemeinbildenden Lyzeen, technischen Mittelschulen, Berufsschulen
und berufsvorbereitenden Schulen - mit dem Lernen begonnen und die Umsetzung neuer
Kernlehrpläne hat begonnen. In allen ersten Klassen der berufsbildenden Schulen gilt die neue
Klassifizierung der Ausbildungsberufe in der Industrie.
Die Unternehmen haben nun mehr Einfluss auf die Berufsbildung und können Spenden an diese
Schulen absetzen. Es wurde auch eine obligatorische Zusammenarbeit zwischen Schulen und
Arbeitgebern durch einen Vertrag oder eine Vereinbarung eingeführt. Eine weitere Neuerung sind
Schülerpraktika bei Arbeitgebern. Diese werden als Teil des Arbeitsverhältnisses angerechnet, und
der Arbeitgeber kann die an den Studenten gezahlten Leistungen als steuerlich absetzbare Kosten
geltend machen.
In dem Bericht "Der Arbeitsmarkt aus der Sicht der Arbeitgeber" betonen die Experten auch, dass
die derzeitige Situation auf dem polnischen Arbeitsmarkt durch die Abwanderung von Arbeitern,
die demografische Krise und die Zunahme der Nichterwerbstätigen sowie durch die Diskrepanz
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